Sonys neues Flaggschiff Alpha 1 II im Test (2024)

Die Alpha 1 war bei ihrer Vorstellung im Jahr 2021 ein technischer Meilenstein und ihrer Zeit voraus (Testbericht hier). Die spiegellose Vollformatkamera konnte trotz der hohen Sensorauflösung von 50 Megapixeln 30 Bilder pro Sekunde schießen und brachte dank Stacked-CMOS-Sensor einen schnellen elektronischen Verschluss mit geringem Rolling-Shutter mit, der auch zum Blitzen mit einer Synchronzeit bis zu 1/200 s geeignet war. Dass die Kamera heute nicht mehr ganz auf der Höhe ist, liegt vor allem an den beachtlichen Fortschritten beim Autofokus. So hat Sony ab 2022 die meisten neuen Kameras mit einem KI-Koprozessor ausgestattet, der vor allem die Motiverkennung beim Autofokus verbessert und nun auch in das Flaggschiff Einzug hält.

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Verbesserte Ergonomie bei Sony-Kameras

Veränderungen gegenüber der Alpha 1 zeigen sich schon rein äußerlich, denn Sony hat in den vergangenen Jahren auch an der Ergonomie seiner Vollformatmodelle gearbeitet, die in der Vergangenheit etwas hinter den Kameras von Canon und Nikon her hinkte. Das Gehäuse ist nun mit dem der Sportkamera Alpha 9 III (hier im Test) identisch: Im Vergleich zur ersten Alpha 1 sind die Formen runder, der Griff ist auf der Höhe des Auslösers stärker angeschrägt und etwas dicker. Auch bei den Bedienelementen hat sich etwas verändert: Das rechte Einstellrad ist nun nicht mehr mit der Belichtungskorrektur beschriftet, da es sich für andere Funktionen programmieren lässt, und auf der Vorderseite ist eine weitere Custom-Taste hinzugekommen. Ansonsten gibt es wie schon in der Vorgängerin ein eigenes Drive-Rad, das mit eine daruntergelegenen Rad für die AF-Einstellungen (AF-C, AF-S, MF, DMF) kombiniert wurde. Auch das Modusrad hat zwei Ebenen; die untere schaltet zwischen Foto, Video und S & Q um. Die wohl wichtigste Änderung: Der Monitor – ein traditioneller Schwachpunkt ältere Sony-Kameras – hat endlich eine Diagonale von 3,2 statt 3,0 Zoll und eine höhere Auflösung von 2,1 statt 1,44 Millionen Punkten. Perfekt ist jetzt auch die Beweglichkeit: Das Display ist auf vier Achsen gelagert und kann sowohl zur Seite ausgeklappt als auch in der optischen Achse gekippt werden. Wie bei allen neuen Alpha-Modellen und der Konkurrenz von Canon und Nikon ist eine vollständige Touch-Bedienung möglich, inklusive Menüs.

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Beim Sucher hat sich weniger getan: Hier liefern alle drei Sony-Kameras sowie die bei Redaktionsschluss noch nicht verfügbare Canon EOS R1 (Praxistest eines Vorserienmodells in fM 11/24 und hier) Spitzenwerte: eine Auflösung von 9,44 Millionen Punkten und eine Vergrößerung von 0,9x. Kleine Verbesserung bei der Alpha 1 II: die Bildwiederholfrequenz von 120 fps gibt es nun auch bei der höchsten Anzeigequalität. Bei den Speicherkartenlaufwerken geht Sony eigene Wege. Wie gehabt stehen zwei Kombilaufwerke für SD- und die relativ kleinen CFexpress-Karten vom Typ A zur Verfügung. Die Konkurrenz setzt entweder auf zwei Laufwerke für CFexpress Typ B oder ein Mal CFexpress Typ B und ein Mal SD. Die Lösung von Sony hat den Vorteil, dass sich auch zwei SD-Karten nutzen lassen. Der Nachteil besteht darin, dass die CFexpress-Medien vom Typ A deutlich teurer sind, als die vom Typ B. Was beim Gehäuse im Vergleich zur Konkurrenz von Canon und Nikon nach wie vor fehlt, ist ein Statusdisplay auf der Oberseite.

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Autofokus mit KI-Koprozessor

Der neue KI-Koprozessor verbessert vor allem den Autofokus: Sowohl im Foto- als auch im Videomodus erkennt die Kamera bei Menschen und Tieren Körper, Kopf und Augen. Tiere sind unterteilt in „Tiere allgemein“, „Tiere und Vögel“, „Vögel“ und „Insekten“. Hinzu kommen „Auto/Zug“ und „Flugzeuge“. Neu ist der Automatik-Modus, bei dem keine Motivart priorisiert wird. Er ist sinnvoll, wenn sich die Motive abwechseln und man nicht umständlich die Priorität ändern will. Wer ausschließlich Vögel fotografiert, sollte diese aber als Priorität einstellen, damit sich der AF nicht von anderen Motiven ablenken lässt. Die Erkennung von Vögeln wurde gegenüber der Alpha 1 um 50 % verbessert worden, die Augenerkennung beim Menschen um ca. 30 %. Der KI-Koprozessor hilft neben der AF-Motiverkennung auch bei anderen Funktionen, beispielsweise trägt er zur Verbesserung des Weißabgleichs bei, für den Kamera übrigens einen eigenen Infrarot-Sensor mitbringt.

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Verbessert hat Sony auch den Bildstabilisator, der nun nach dem neuen CIPA-Standard 2024 (siehe fM 11/24) 8,5 Blendenstufen in der Bildmitte und 7,0 am Rand kompensiert – bei der Alpha 1 waren es noch 5,5 Blendenstufen. Im Test konnten wir mit dem FE 4/24-105 mm G OSS bei der längsten Brennweite scharfe Aufnahme aus der Hand mit 1/8 s machen. Wie auch bei der Konkurrenz erscheinen uns die Ergebnisse des CIPA-Tests etwas zu optimistisch.

Der beweglich gelagerte Sensor kann wie gehabt für einen Pixel-Shift genutzt werden, bei dem vier oder 16 leicht versetzte Raw-Aufnahmen gemacht werden, die dann in Sonys Raw-Konverter Imaging Edge Desktop zu einem Bild zusammengesetzt werden – entweder mit 50 Megapixeln (aus vier Aufnahmen) und verbesserter Farbreproduktion sowie reduzierten Moirés oder zu einer Aufnahme mit 199 Megapixeln. Voraussetzungen sind in jedem Fall ein stabiles Stativ und ein statisches Motiv. In unserem Test waren die 199-MP-Aufnahmen in der 100-%-Ansicht nicht perfekt scharf. Skaliert man sie auf 50 Megapixel runter, so liegt die Schärfe etwa auf dem Niveau der normalen Aufnahmen, die Moiré-Reduzierung ist aber noch etwas effektiver als bei den aus vier Aufnahmen erzeugten Bildern.

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Neu ist der Raw-Composite-Modus, in dem bis zu 32 Aufnahmen zu einem Bild mit verringertem Rauschen im Raw-Konverter verrechnet werden, was in unserem Test gut funktionierte – selbst bei Aufnahmen aus der Hand. Eine Pixel-Shift-Funktion bringen im Vergleichsfeld sonst nur die Alpha 1 und die Nikon Z8 mit, eine vergleichbare Rauschminderung bietet keine Kamera im Testfeld. Weitere fotografische Ausstattungsmerkmale der Alpha 1 II sind die Unterstützung für das HEIF-Format mit 10 Bit, Focus Bracketing (aber kein Stacking in der Kamera) und Intervallaufnahmen. Positiv fällt auf, dass ein Doppelladegerät mitgeliefert wird. Was bei Sony im Gegensatz zur Konkurrenz nach wie vor fehlt, sind ein Raw-Konverter in der Kamera und Mehrfachbelichtungen.

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Video mit 8K und 10 Bit

Videos nimmt die neue Alpha wie bisher mit maximal 8K/30p bzw. 4K/120p auf – beides mit einer Farbabtastung von 4:2:2 und 10 Bit Farbtiefe. Die Länge der 8K-Videos betrug in unserem Test maximal 15 Minuten beziehungsweise gut 30 Minuten, wenn die Temperaturwarnung auf hoch eingestellt war. Danach schaltete sich die Kamera wegen Überhitzung ab. Im Konkurrenzvergleich beherrschen mehrere Kameras 8K, nur die Canon EOS R5 Mark II kombiniert diese extrem hohe Auflösung mit einer Frequenz von 60p, die EOS R1 schafft immerhin 6K mit 60p. Was bei den Sony-Kameras im Vergleich zur Konkurrenz fehlt, ist eine interne Raw-Aufzeichnung. Wer Raw-Video aufnehmen will, muss bei den Alpha-Modellen auf einen externen, per HDMI angeschlossenen Rekorder zurückgreifen. Verbessert hat Sony das S-Log3-Profil; es soll nun besser zu Material aus professionellen CineAlta-Kameras passen. Neu ist, dass sich LUTs (Look Up Table) laden lassen. Außerdem ist es möglich, während der Videoaufnahme Stellen zu markieren („Shot Marks“), die im Wiedergabemodus schnell angesprungen werden können, um ein Standbild zu speichern.

Die digitale Bildstabilisierung hat Sony um den Modus „Dynamisch aktiv“ erweitert, der 20 % effektiver ist als die„Aktiv“-Einstellung, das Bildfeld aber auch etwas stärker beschneidet. Hinzugekommen ist außerdem der „Rahmungsstabilisator“, der einen noch stärkeren Crop zur Folge hat und das Motiv bei geringfügigen Bewegungen in der Bildmitte hält. Einen Schritt weiter geht die schon aus anderen Sony-Kameras bekannte „Automatische Rahmung“, die einen Bildausschnitt wählt, der sich verschiebt, um das Motiv im Mittelpunkt zu halten. Focus Breathing kann die Kamera digital ausgleichen; diese Funktion steht ebenfalls erst ab 4K zur Verfügung. Außerdem bringt die neue Alpha einen UVC/UAC-kompatiblen Webcam-Modus mit.

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Geschwindigkeit der Sony Alpha 1 II

Die Alpha 1 II nimmt wie ihre Vorgängerin bei voller Auflösung (50 Megapixel) bis zu 30 Bilder/s mit elektronischem Verschluss auf; und zwar prinzipiell mit AF-Nachführung, wobei – wie bei der Konkurrenz – stärkere Entfernungsänderungen die Serienrate kurzfristig ausbremsen können. Ähnliche Werte erreichen im Vergleichsfeld die EOS R5 Mark II (45,0 MP) und die beiden Nikon-Modelle (45,7 MP), letztere allerdings nur bei JPEGs, im Raw-Modus fallen die Z8 und Z9 auf 20 Bilder/s zurück. Schneller im Konkurrenzumfeld sind nur die niedriger auflösenden 24-Megapixel-Kameras Alpha 9 III, die sagenhafte 120 Bilder/s schafft, und Canon EOS R1, die es auf 40 Bilder/s bringt. In der höchsten Geschwindigkeitsstufe (30 Bilder pro Sekunde) haben wir bei der Alpha 1 II rund 160 JPEGs und 152 komprimierte Raws in Folge gemessen. Bei unkomprimierten oder verlustfrei komprimierte Raws fällt die Geschwindigkeit auf 20 Bilder/s, mit mechanischem Verschluss auf 10 Bilder/s. Neu ist, dass die Alpha 1 II nun auch einen Pre-Capture-Modus mitbringt, in dem sie eine Sekunde vor dem eigentlichen Auslösen in einen temporären Pufferspeicher schreibt um den entscheidenden Moment bei plötzlichen Ereignissen nicht zu verpassen. Außerdem wurde der aus der Alpha 9 III bekannte Boost-Modus integriert: Durch Drücken der neuen Taste C5 auf der Vorderseite schaltet die Kamera temporär in einen schnelleren Modus, also beispielsweise von 20 auf 30 Bilder/s.

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Bildqualität der Sony Alpha 1 II im Labortest

Das digitalkamera.de-Testlabor hat die Alpha 1 II für uns mit dem neuen FE 2,0/28-70 mm GM im JPEG-Modus mit dem DxO Analyzer getestet. Die Messwerte sind im Konkurrenzfeld nur mit der EOS R5 Mark II vergleichbar, die anderen Kameras haben wir noch mit dem alten Verfahren DCTau geprüft. Die Alpha 1 II erreicht bis ISO 6400 hervorragende Auflösungswerte, erst bei ISO 12.800, der höchsten von uns in die Wertung einbezogenen Empfindlichkeitsstufe, fallen sie deutlich ab. In allen relevanten ISO-Stufen liegen sie über den Werten der Canon EOS R5 Mark II. Die Texturschärfe ist bei ISO 200 bis 800 besser als bei Canon, danach gleichen sich die Werte an. Bei beiden Kameras nehmen die Texturverluste zunächst langsam und ab ISO 6400 stärker zu. Das Bildrauschen ist sowohl bei Canon als auch bei Sony hervorragend niedrig. Wirklich unangenehm wird es bei der Alpha 1 II erst ab ISO 25.600.

Fazit

Sonys neues Flaggschiff schiebt sich noch vor die EOS R5 Mark II auf den ersten Platz unserer Bestenliste, ist mit 7500 Euro aber auch am teuersten. Bildqualität, Geschwindigkeit und Ausstattung sind hervorragend. Je nach individuellen Vorlieben könnte das Fehlen des Statusdisplays, des integrierten Raw-Konverters oder von Mehrfachbelichtungen stören – aber das wäre meckern auf extrem hohem Niveau.

Die Alpha 1 II ist ab Dezember erhältlich.

Hinweis

Den vollständigen Artikel mit einer ausführlichen Vergleichstabelle zu den Kameras von Canon, Nikon, der Sony Alpha 1 und Alpha 9 III sowie den wichtigsten Messwerten aus dem Labortest finden Sie in fotoMAGAZIN 1/25, das ab dem 9. Dezember am Kiosk erhältlich ist.

Testtabelle zur Sony Alpha 1 II

Sony Alpha 1 II
Preis (Liste/ Straße)ca. 7500 Euro/
ca. 7500 Euro
Sensor: Art/ A
bmessungen/
Auflösung/
Pixelpitch
Stacked-CMOS/
35,9 x 24 mm/
50,1 MP/ 4,2 µm
Bajonett/
Crop-Faktor
E/ 1
AutofokusHybrid:
Phasen-Detektion:
759,
Kontrast:
425
Messfelder
IBIS/
Pixelshift/
Sensorreinigung
ja/ ja/ ja
Blitzkein Gehäuseblitz/
Blitzschuh/
Synchronzeit:
1/400 s (1/200 s mit
E-Verschluss)/
Synchronbuchse
Belichtungszeiten1/32.000
(mechanisch:
1/8000)
- 30 s, Bulb
EmpfindlichkeitISO 100 - 32.000,
erweiterbar
(50 und 102.400)
Video: max. Auflösung/
max. Bildrate
7680 x 4320/ 30p;
3840 x 2160/ 120p;
1920 x 1080/ 240p
SucherOLED (9,44 MP)/
Bildfeld: 100 %/
Vergrößerung: 0,9x
Monitor: Diagonale/
Auflösung
8.0 cm/
2,1 MP, dreh-,
schwenk- und
kippbar,
Touchscreen
SpeicherDual: SD (UHS-II),
CFexpress (Typ A)
Akkuleistung
nach CIPA

520 (Monitor),
420 (Sucher)
Aufnahmen
SchnittstellenUSB 3.2 (Typ C),
HDMI (Typ A),
Mikrofon,
Kopfhörer
Abmessungen
(B x H x T)/
Gewicht
(mit Akku)
136,1 x
96,9 x
82,9 mm/
743 g
Geschwindigkeitmit ProGrade
CFexpress A
(700 MB/s)
Serienbilder
pro Sekunde
30 (elektronisch),
10 (mechanisch)
Serienbilder
in Folge
JPEG: 160/
Raw komprimiert:
152
Bewertung
Bildqualität (60%)96,3%
Geschwindigkeit (20%)100,0%
Ausstattung und
Bedienung (20%)
97,4%
Gesamtwertung97,3%
NoteSuper
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